Auch Die Linke beteiligte sich an der Großkundgebung gegen den Castortransport am 6. November in Gorleben vor über 50000 Protestierenden. Mit dabei war auch der Sprecher des Vaihinger Ortsverbands, Georg Rapp (siehe Bild). Georg hat sich an den vielfältigen Widerstandsaktionen der Wendländischen Bauern beteiligt, bis die Castoren am Dienstagmorgen mit über einem Tag Verspätung schließlich doch das Zwischenlager in Gorleben erreichten. Er war einer der 5000, die am Sonntag erfolgreich das Gleis bei Harlingen besetzt und blockiert haben, so dass die Castoren schließlich umkehren und in Dahrendorf „übernachten“ mussten.
Vor allem in dieser Nacht herrschte eine gespenstische Atmosphäre rund um die Transportstrecke. Man bekam einen guten Eindruck, was unter Polizeistaat zu verstehen ist. Das Verhalten der Polizei nach der Gleisräumung hatte mit Rechtsstaalichkeit nichts mehr zu tun. Eingekesselt und ohne warme Kleidung und Nahrung mussten die Blockierer stundenlang unter freiem Himmel ausharren. Entgegen vorheriger Absprache wurde es der Volxküche verwehrt, die Gefangenen mit Essen und Trinken zu versorgen. Die Richter, denen die Demonstranten eigentlich unverzüglich vorgeführt werden mussten, saßen derweil im 20 km entfernten Lüchow.
Bereits am frühen Sonntagmorgen war es in Leitstade zu einem brutalen Polizeiexzess gekommen. Mehrere tausend „Schotterer“ wurden von der Polizei mit Schlagstöcken und Pfefferspray empfangen. Sogar mit Gasgrananten wurden auf die von dieser Gewalt überraschten und vor ihr fliehenden Widerständler geschossen. Parallelen zum Vorgehen am 30. 9. gegen friedliche S21-Gegner wurden gezogen. Auch im Radio. Der Unterschied war allerdings der, dass es doppelt soviel Verletzte gab als in Stuttgart.
„Bei vielen Aktiven des Wendland-Widerstands war eine große Hochachtung vor dem Widerstand gegen S21 zu spüren“, berichtet Georg. „Dabei war mein Respekt vor dem, was unter anderem die Bauern mit ihren Treckern auf die Straße brachten, mindestens genauso groß.“ Und weiter: „Was den Menschen im Wendland große Hoffnung macht, ist, dass es uns bei Stuttgart 21 gelungen ist, dass ein bereits planfestgestelltes Projekt nochmals diskutiert wird.“
Der Widerstand im Wendland hat durchaus Parallelen zu dem in Stuttgart, ist andernseits aber auch völlig verschieden. Sowohl in Stuttgart als auch im Wendland wird er von der einheimischen Bevölkerung getragen und ist in großen Teilen ein bürgerlicher. Während in Stuttgart aber ein permanenter Protest besteht, konzentriert sich der Widerstand im Wendland auf jährlich wiederkehrende „Highlights“, nämlich die Castortransporte. Dazwischen die Kraft zum Widersetzen am Leben zu erhalten ist eine ganz andere Herausforderung an die Aktiven im Wendland. Während Stuttgart eine Metropole mit einer halben Million Einwohner und einem großen Einzugsgebiet ist, hat der Landkreis Lüchow-Dannenberg gerade mal 50000 Einwohner.
Georg tritt im Wahlkreis Vaihingen als Ersatzkandidat für die Linke zur Landtagswahl an.