Der Parteivorstand der SPD hat am 11. Februar Vorschläge für
einen »Sozialstaat für eine neue Zeit« vorgelegt. Lässt sie Hartz IV jetzt
hinter sich? Die kurze Antwort: Nein. Wer seine Erwerbsarbeit verliert, wird
immer noch in die Armut gedrängt – nur langsamer als vorher. Und die Sanktionen
werden nicht abgeschafft, sondern nur entschärft. Es ist zu wenig und zu spät,
was die Sozialdemokraten hier vorlegen. Aber: Es sind auch Forderungen dabei,
die das Leben vieler Menschen verbessern würden – und für die DIE LINKE schon
seit Langem streitet. Ob die SPD sie ernsthaft umsetzen will, ist eine andere
Frage. Immerhin ist sie seit 20 Jahren mit kurzer Unterbrechung an der Regierung
und hätte einiges längst auf den Weg bringen können.
Das sind die Pläne
der SPD:
- Das geplante »Bürgergeld« ist nur ein anderes
Wort für Hartz IV mit kleinen Veränderungen: Vermögen und Wohnungsgröße sollen
etwa für zwei Jahre nicht überprüft werden; vollständige Streichung der Gelder
soll es nicht mehr geben; Bagatellrückforderungen sollen fallen gelassen
werden. An der Höhe der Sätze ändert sich aber nichts, auch
Bedarfsgemeinschaften soll es weitergeben. Also weiter Armut per Gesetz.
Unsere Forderung:
Eine sanktionsfreie und armutsfeste Mindestsicherung in Höhe von 1.050 Euro netto statt Hartz IV.
- Die SPD
will den Mindestlohn »perspektivisch« auf 12 Euro anheben. Doch 12 Euro als
gesetzlicher Mindestlohn sind Tagesaufgabe.
Unsere Forderung:
12 Euro Mindestlohn ab sofort. Bei der Überprüfung des
Mindestlohns 2020 muss das Kriterium sein, das er fürs Leben und eine Rente
oberhalb der Grundsicherung reicht. Laut Angaben der Bundesregierung sind das
12,63 Euro. Ab 2020 also: 13 Euro Mindestlohn.
- Die SPD verspricht Tarifverträge zu stärken:
Allgemeinverbindlich zu erleichtern, tarifgebundene Betriebe steuerlich
besserzustellen, Vergabe öffentlicher Aufträge an Tarifverträge zu binden und
eine Vergabemindestlohn von 12 Euro einzuführen.
Dann mal los! Das könnte sie auch in den Landesregierungen
sofort umsetzen. DIE LINKE fordert das schon lange.
- Bei der Brückenteilzeit wird eine deutliche
Ausweitung in Aussicht gestellt, ohne konkret zu werden. Für mehr Flexibilität
bei der Arbeitszeit über das Erwerbsleben hinweg stellt die SPD individuelle
Arbeitszeitkonten in Aussicht.
Unsere Forderung:
Das Recht auf befristete Teilzeit mit Anspruch auf Rückkehr
– Aufstockung zur Vollzeit – muss für alle Beschäftigten gelten. Gegen
unfreiwillige Teilzeit wollen wir das Recht, mindestens 22 Wochenstunden im
Arbeitsvertrag zu haben. Damit die Arbeit zum Leben passt, wollen auch wir mehr
und flexible Wahlmöglichkeiten. Aber die Wochenarbeitszeit muss für alle
sinken! Bei vollem Lohnausgleich und notwendigem Personalausgleich, damit
kürzere Arbeit nicht mehr Stress bedeutet.
- Die SPD will eine Kindergrundsicherung, in der
verschiedene bisherige Leistungen wie Kindergeld und Leistungen aus dem SGB II
zusammengefasst werden. Die Höhe wird noch nicht genannt, soll sich aber aus
dem Existenzminimum von 408 Euro und Infrastrukturleistungen zusammensetzen –
also etwa Kita und Schule, Bus und Bahn.
Gut so! Wir fordern die Kindergrundsicherung schon lange.
Bei den Infrastrukturleistungen will die SPD aber lediglich prüfen, ob sie
kostenlos gemacht werden können. DIE LINKE will zunächst die Geldleistungen für
alle auf 573 Euro setzen – denn noch ist die soziale Infrastruktur nicht
kostenfrei.
Was fehlt?
Die SPD macht keine Vorschläge, wie sie ihre Forderungen
umsetzen will. Sie hat weder ein Finanzierungskonzept noch benennt sie, wer
Partner bei der Umsetzung sein sollen. So drängt sich der Eindruck auf, dass
sie es gar nicht ernst meint: Soziale Forderungen werden dann gestellt, wenn es
gerade ohnehin keine Mehrheit dafür gibt. Auch für prekär Beschäftigte legt sie
zu wenig vor. Zwar spricht die SPD von Leiharbeit, Solo-Selbständigkeit und
Werkverträgen, bringt aber kaum konkrete Vorschläge.
Unsere Forderungen:
Ein wirklicher Ausstieg aus der Agenda 2010, sachgrundlose
Befristungen und Leiharbeit abschaffen und Mini- und Midijobs in gute,
tariflich gesicherte Jobs mit Sozialversicherung überführen. Und: Wir wollen
eine gerechte Finanzierung des Sozialstaates. Unsere Forderungen sind
durchgerechnet. Reiche und Konzerne müssen endlich angemessen beteiligt werden.
Vermögen oberhalb einer Million wollen wir besteuern. Steueroasen trockenlegen
und Profite der Unternehmen stärker besteuern. Die SPD hat die Diskussion um
einen Sozialstaat wieder auf die Tagesordnung gesetzt. Das ist gut. DIE LINKE
hat da viel zu sagen.
Abkehr von Hartz IV?
Die Pläne der SPD im Check. AUF DEN PUNKT GEBRACHT. 14. Februar 2019
V.i.S.d.P.: Jörg Schindler Mehr Informationen unter:
www.die-linke.de kontakt@die-linke.de