Deutsche Nahost-Politik bedarf dringend neuer Orientierung

31. Januar 2011  Allgemein

„Die Bundesregierung muss Farbe bekennen: weitere Unterstützung für korrupte, diktatorische und gewalttätige Regime oder Hilfen für die Volksaufstände in Ägypten, Tunesien und Jordanien. Beides zusammen geht nicht“, erklärt Wolfgang Gehrcke anlässlich der heutigen deutsch-israelischen Regierungskonsultationen. Der außenpolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE warnt: „Die deutsche Nahostpolitik droht an ihren doppelten Standards zu scheitern.“ Gehrcke weiter:

„Während weltweit der ägyptische Präsident Mubarak berechtigterweise zum Rücktritt gedrängt wird und Hoffnung auf mehr Demokratie in Ägypten, Tunesien und Jordanien aufkeimt, betrachtet die israelische Regierung die Volksaufstände in diesen Ländern als existenzielle Gefahr. Der von Mubarak eingesetzte Vize-Präsident Suleiman ist keine demokratische Alternative. Der Geheimdienstchef mit engsten Verbindungen zum Mossad und der CIA verantwortet geradezu Repression, Folter und Gewalt in Ägypten.

Bei den deutsch-israelischen Regierungsgesprächen sollte die Bundesregierung eine einfache Forderung präsentieren: Karten auf den Tisch! Deutschland als Mitglied im Weltsicherheitsrat und als Teil der Europäischen Union – insofern also einflussreich im Nahost-Quartett – kann nicht länger widerspruchslos hinnehmen, dass Israels Ministerpräsident Netanjahu zwar von einer Zwei-Staaten-Lösung redet, seine Regierung aber alles tut, um eine Zwei-Staaten-Lösung unmöglich zu machen. Die Eckpunkte einer Zwei-Staaten-Lösung sind internationale klar vereinbart: die Gründung eines lebensfähigen palästinensischen Staates in den Grenzen von 1967 mit der Hauptstadt Ost-Jerusalem. Die israelische Regierung muss erklären, ob sie bereit ist, diese Eckpunkte ohne Einschränkungen zu akzeptieren. Deshalb: Karten auf den Tisch!

Israel wäre gut beraten, nicht länger die Illusion zu verbreiten, die Volksaufstände in Ägypten und Jordanien hätten nichts mit der Demütigung der Palästinenserinnen und Palästinenser, vor allem der Menschen in Gaza, zu tun. Auch die Zurücksetzung der arabisch-palästinensischen Bevölkerung in Israel wird in den arabischen Ländern mit Zorn und Empörung beantwortet. Wer Demokratie will, muss solche Zustände beenden und darf nicht länger mit antidemokratischen Regimen paktieren. Das wiederum gilt für Deutschland und Israel.“

Mubarak-Regime ist am Ende

26. Januar 2011  Allgemein
©Katharina Wieland Müller / pixelio.de

©Katharina Wieland Müller / pixelio.de

„Das Regime Mubarak, das sich mittels Repressionen, Wahlfälschungen und maßloser Selbstbereicherung bislang am Ruder gehalten hat, ist am Ende. Seine letzte Chance, aus den Umwälzungen in Tunesien eigene Konsequenzen zu ziehen und friedlich abzutreten, hat es verspielt“, so Wolfgang Gehrcke, außenpolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE, anlässlich der aktuellen Protestkundgebungen in Ägypten. Gehrcke weiter:

„Nicht nur die ägyptische Politik muss sich grundlegend ändern, auch die deutsche und EU-Außenpolitik gegenüber Ägypten kann so nicht fortgeführt werden. Die Bundesregierung jedoch hält bis fünf Minuten nach Zwölf an Mubarak fest und schlägt alle Warnungen in den Wind. Auf die offenkundigen Wahlfälschungen, die außer vom Mubarak-Regime von niemandem bestritten werden, gab es keine entschiedenen deutschen oder europäischen Reaktionen. Was bei anderen Staaten selbstverständlich ist, wurde hier vermeintlicher Stabilität geopfert. Die Partnerschaft mit dem Westen rangiert vor Demokratie und sozialer Verantwortung.

Mubarak will mit 83 Jahren bei den Präsidentschaftswahlen entweder selbst wieder antreten oder seinen Sohn als Nachfolger präsentieren. Selbst im Militär findet diese Variante keine Unterstützung mehr. Neben den Auseinandersetzungen mit einer immer unzufriedeneren Bevölkerung droht zusätzlich eine Auseinandersetzung in den Machtapparaten. Eine grundsätzliche Kurswende in der ägyptischen Politik steht auf der Tagesordnung. Dazu müssen Deutschland und die EU beitragen.“

Heimlichtuereien in der Bundeswehr nicht akzeptabel

20. Januar 2011  Allgemein

„In der Bundeswehr scheint sich ein bedenklicher Trend auszubreiten, die parlamentarische Kontrolle zu unterlaufen“, kommentiert Paul Schäfer, verteidigungspolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE, die jüngsten Enthüllungen aus der Truppe. Paul Schäfer weiter:

„Während der Aufarbeitung der Meuterei-Vorwürfe auf der Gorch Fock wurde Betroffenen offenbar befohlen, Dokumente zu ihrer Ablösung zu vernichten. Das Parlament wurde über die sogenannte Meuterei und die folgenden Ereignisse nicht in Kenntnis gesetzt. Vom Tod eines Hauptgefreiten im afghanischen Pol-i-Khumri wurde das Parlament zwar unterrichtet, von Hinweisen auf fahrlässigen Umgang mit Schusswaffen war indes nicht die Rede. Des Weiteren kam der Vorwurf, Feldpost aus Afghanistan werde geöffnet und kontrolliert, dem Verteidigungsausschuss erst durch einen Brief des Wehrbeauftragten zur Kenntnis.

Ein Parlament, das seine Kontrollfunktion ernst nimmt, kann derartige Heimlichtuereien und Vertuschungsbestrebungen nicht akzeptieren. DIE LINKE erinnert daran, dass Verteidigungsminister zu Guttenberg in anderen Zusammenhängen bewiesen hat, dass er das Wort ‚Bringschuld’ kennt. Wir fordern die Bundesregierung auf, dieser Bringschuld nachzukommen und künftig eine raschere, umfassendere und transparente Information des Parlaments sicherzustellen.“

Krankenhauskeime wirksam bekämpfen

18. Januar 2011  Allgemein
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©Gerd Altmann / pixelio.de

„Um die unhaltbaren Zustände in unseren Krankenhäusern zu beseitigen, brauchen wir ausgebildetes Fachpersonal für Hygiene, genügend Personal für eine gute und vor allem sorgfältige Arbeit, einen besseren Umgang mit Antibiotika und endlich eine strengere Meldepflicht bei Infektionen“, so Martina Bunge angesichts der Tatsache, dass in Deutschland mehr Menschen an Krankenhauskeimen sterben als an den Folgen von Verkehrsunfällen, illegalen Drogen, AIDS und Selbsttötungen zusammen. Die gesundheitspolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE fährt fort:

„Bereits vor Jahren hat DIE LINKE einen Antrag zur Krankenhaushygiene eingebracht, der von der CDU/CSU in der Regierung als unnötig abgeschmettert wurde. Plötzlich werden alle aktiv, leider ohne Nägel mit Köpfen zu machen. DIE LINKE wird nun erneut einen Antrag einreichen, der umfassende Maßnahmen zur Vermeidung von Krankenhausinfektionen fordert. Es muss ein Ende haben, dass täglich bis zu 100 Menschen wegen mangelnder Krankenhaushygiene sterben.

Die von der Kommission für Krankenhaushygiene beim Robert-Koch-Institut aufgestellten Richtlinien müssen flächendeckend umgesetzt werden. Da helfen keine Appelle, sondern bundeseinheitliche, wirksame Sanktionen, damit die Richtlinien auch eingehalten werden.

Die Forderung nach einem Hygienesiegel entspricht der schwarz-gelben Logik: Die Verantwortung wird beim Bürger abgeladen. Wer künftig in das falsche Krankenhaus geht, ist selbst schuld. DIE LINKE fordert: Alle Krankenhäuser müssen sicher sein.“

Tunesien: Ben Ali muss zurücktreten

14. Januar 2011  Allgemein

„Die so genannten Zugeständnisse des tunesischen Präsidenten Ben Ali sind unglaubwürdig und werden die Probleme im Land nicht lösen. Ben Ali muss zurücktreten und den Weg für demokratische Wahlen frei machen. Die deutsche Regierung muss bis dahin ihre Kooperation mit Tunesien aussetzen und die EU zum selben Schritt drängen“, so Niema Movassat, Mitglied im Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung zu der jüngsten Fernsehansprache des tunesischen Präsidenten Ben Ali. Movassat weiter:

„Präsident Ben Ali ist verantwortlich für den Tod von mittlerweile mindestens 60 Menschen. Auch weiterhin behauptet er, kriminelle Banden würden die Proteste anheizen und verleugnet so, dass die Menschen für Arbeit, Demokratie und niedrigere Lebenshaltungskosten auf die Straße gehen. Seit Jahren schon verfolgt er Oppositionelle mittels eines gewaltigen Polizeiapparates. Vor diesem Hintergrund ist ein bloßer Nicht-Wiederantritt zur nächsten Wahl 2014 kein Weg in demokratische Verhältnisse. Ben Ali muss jetzt gehen.

Die Forderungen von Außenminister Westerwelle nach einem Ende der Gewalt und der Freilassung von politischen Gefangenen sind so lange heiße Luft, wie die EU und Deutschland Tunesien und damit Ben Ali als wichtigen Partner im sogenannten Kampf gegen den Terror sehen. Der Westen macht sich zutiefst unglaubwürdig, wenn er Terrorismus gemeinsam mit Ländern zu bekämpfen versucht, die ihre eigene Bevölkerung unterdrücken.“